Rohrmotor für Rollläden
Elektrisch betriebene Rollläden sind aus modernen Wohn- und Arbeitsumgebungen kaum noch wegzudenken. Sie bieten Komfort, Sicherheit und verbessern die Energieeffizienz.
Das Herzstück dieser Systeme sind oft sogenannte Rohrmotoren. Diese spezielle Art von Elektromotor ist aufgrund ihrer kompakten Bauform ideal für den Einbau direkt in die Welle des Rollladens geeignet.
Aufbau und Funktionsweise
Ein Rohrmotor für Rollläden ist im Wesentlichen ein in einem zylindrischen Gehäuse untergebrachter Elektromotor, der über ein Getriebe eine Abtriebswelle antreibt. Dieses zylindrische Gehäuse wird direkt in die Hohlwelle (oft eine Achtkantstahlwelle) des Rollladens eingeführt und fixiert.
Der Rollladenpanzer ist wiederum an dieser Welle befestigt.
Wenn der Motor die Welle dreht, wickelt sich der Panzer auf oder ab, wodurch der Rollladen geöffnet oder geschlossen wird.
Die grundlegenden Komponenten eines Rohrmotors umfassen:
- Elektromotor: Meist ein Wechselstrom-Asynchronmotor, ausgelegt für den reversierenden Betrieb (Drehung in beide Richtungen).
- Getriebe: Ein Untersetzungsgetriebe, das die hohe Drehzahl des Elektromotors in ein höheres Drehmoment bei reduzierter Drehzahl umwandelt, um die Last des Rollladenpanzers bewegen zu können.
- Endschalter: Mechanismen, die das automatische Stoppen des Motors in den oberen und unteren Endpositionen des Rollladens gewährleisten. Sie verhindern ein Überfahren und somit eine Beschädigung des Systems.
- Kondensator: Erforderlich für den Betrieb des Asynchronmotors, dient er dem Phasenversatz zur Erzeugung des Drehfeldes.
- Anschlusskabel: Für die Stromversorgung und die Steuersignale.
Wenn Strom angelegt wird, dreht sich der Elektromotor. Das Getriebe übersetzt diese Drehbewegung und das resultierende Drehmoment auf die Rollladenwelle. Die Laufrichtung des Motors (und damit die Bewegungsrichtung des Rollladens) wird durch die Beschaltung der Motorwicklungen bestimmt.

Norpew, Prinzipdarstellung eines Rohrmotors und seiner Baugruppen mit mechanischen Endschaltern, CC0 1.0
Drehmoment und Zugkraft
Eine entscheidende Kenngröße bei Rohrmotoren ist das Drehmoment, angegeben in Newtonmetern (Nm). Das Drehmoment beschreibt die Fähigkeit des Motors, eine Last zu drehen. Die benötigte Drehmomentgröße hängt maßgeblich vom Gewicht und der Fläche des Rollladenpanzers sowie vom Wellendurchmesser ab. Ein höheres Drehmoment ermöglicht das Bewegen schwererer oder größerer Rollläden.
Direkt mit dem Drehmoment verbunden ist die Zugkraft, oft in Kilogramm (kg) angegeben. Diese beschreibt, wie viel Gewicht der Motor vertikal bewegen kann.
Hersteller geben oft Tabellen oder Berechnungshilfen an, um anhand der Rollladengröße und des Materials das benötigte Drehmoment bzw. die Zugkraft zu ermitteln. Ein zu gering dimensionierter Motor kann überlasten und Schaden nehmen, während ein überdimensionierter Motor unnötig teuer ist.
Endlageneinstellung
Die korrekte Einstellung der oberen und unteren Endlagen ist für den sicheren Betrieb eines Rollladens mit Rohrmotor unerlässlich.
Die Endlagen definieren, wann der Motor automatisch stoppt – einmal, wenn der Rollladen vollständig geöffnet ist, und einmal, wenn er vollständig geschlossen ist. Es gibt grundsätzlich zwei Hauptarten von Endschaltern bei Rohrmotoren:
Mechanische Endschalter: Bei Motoren mit mechanischen Endschaltern erfolgt die Einstellung manuell am Motorkopf. Dies geschieht in der Regel über Stellschrauben oder Einstellräder, die nach der Montage und Installation feinjustiert werden, bis die gewünschten oberen und unteren Stopp-Positionen erreicht sind. Diese Methode ist robust und bewährt und entspricht der Mechanik, die im Schaubild dargestellt ist.
Elektronische Endschalter: Moderne Rohrmotoren verfügen häufig über elektronische Endschalter. Die Einstellung erfolgt hier nicht mechanisch, sondern oft über eine spezielle Einstellfunktion, die über den angeschlossenen Schalter, eine Fernbedienung oder ein separates Einstellkabel aktiviert wird. Der Motor „lernt“ dabei die Endpositionen. Elektronische Endschalter bieten oft zusätzliche Funktionen wie eine Blockier- oder Hinderniserkennung, bei der der Motor stoppt oder kurz reversiert, wenn er auf ein unerwartetes Hindernis trifft. Einige elektronische Motoren können ihre Endlagen auch dynamisch anpassen.
Die Wahl zwischen mechanischen und elektronischen Endschaltern hängt von den Anforderungen an Komfort, den gewünschten Zusatzfunktionen und dem Budget ab.
Arten von Rohrmotoren
Neben der Art der Endlageneinstellung lassen sich Rohrmotoren auch nach ihrer Steuerungsart unterscheiden, wobei die Grenzen, insbesondere bei den „kabelgebundenen“ Varianten, durch den Grad der integrierten Elektronik fließend sein können:
Klassische kabelgebundene Motoren (oft mit mechanischen Endschaltern): Sie werden über elektrische Leitungen (typischerweise 3- oder 4-adrig) direkt mit einem einfachen Auf/Ab-Schalter verbunden. Die Endlageneinstellung erfolgt manuell am Motorkopf mittels Schrauben. Diese Motoren sind in ihrer Funktion grundlegend und verlassen sich rein auf die elektrischen Impulse und die mechanische Begrenzung.
Kabelgebundene elektronische Motoren (oft mit elektronischen Endschaltern): Bei dieser Weiterentwicklung erfolgt die Ansteuerung zwar ebenfalls kabelgebunden, aber der Motor verfügt über eine integrierte Elektronik zur Endlageneinstellung. Diese Einstellung wird nicht mehr mechanisch, sondern oft über ein spezielles Einstellkabel oder durch eine definierte Abfolge von Schaltvorgängen am angeschlossenen Taster vorgenommen. Motoren, die manchmal mit Bezeichnungen wie „TDEP“ von bestimmten Herstellern versehen sind, fallen oft in diese Kategorie. Sie bieten durch die Elektronik die Möglichkeit präziserer Einstellungen und manchmal auch Zusatzfunktionen wie eine einfache Hinderniserkennung oder die Speicherung von Zwischenpositionen, obwohl sie keine Funksteuerung integriert haben. Sie werden weiterhin über klassische Rollladentaster oder -schalter bedient, aber die interne Verarbeitung der Signale ist elektronisch.
Funkmotoren (oft mit elektronischen Endschaltern): Diese Motoren verfügen über einen integrierten Funkempfänger und werden drahtlos über Funkhandsender, Funkwandsender oder, in Verbindung mit einem entsprechenden Gateway, über Smart Home Systeme gesteuert. Sie sind fast immer mit elektronischen Endschaltern ausgestattet, deren Einstellung oft komfortabel per Funk vorgenommen werden kann. Bezeichnungen wie „TDEF“ bei einigen Herstellern kennzeichnen häufig solche Funk-Varianten elektronischer Motoren. Sie bieten den höchsten Komfort bei der Bedienung und Installation (weniger Steuerverkabelung nötig).
Des Weiteren gibt es spezielle Varianten wie Motoren mit integriertem Nothandgetriebe, die im Falle eines Stromausfalls manuell über eine Kurbel bedient werden können. Auch Motoren mit integrierter Hinderniserkennung oder Drehmomentüberwachung für erhöhte Sicherheit sind verfügbar und finden sich häufig bei elektronischen und Funkmotoren.
Installation
Die Installation eines Rohrmotors sollte von einer Elektrofachkraft durchgeführt werden, da sie Arbeiten am 230V-Stromnetz erfordert. Der Prozess umfasst typischerweise folgende Schritte:
- Auswahl des passenden Motors basierend auf den Rollladendaten (Fläche, Gewicht, Wellendurchmesser).
- Einführen des Motors in die Rollladenwelle und Fixierung mittels spezieller Adapter und Lager.
- Elektrischer Anschluss des Motors gemäß Schaltplan.
- Montage des Rollladenpanzers an der Welle.
- Einstellen der oberen und unteren Endlagen des Motors.
- Funktionsprüfung.
Smart Home Integration mit Homematic IP
Rohrmotoren können in moderne Smart Home Systeme integriert werden, um eine automatisierte und zentrale Steuerung zu ermöglichen.
Beim Homematic IP System erfolgt die Integration von kabelgebundenen Rohrmotoren (sowohl klassisch mit mechanischen Endschaltern als auch elektronisch mit elektronischen Endschaltern wie z.B. TDEP-Varianten) über spezielle Rollladen– oder Jalousieaktoren.
Die Aktoren werden typischerweise Unterputz in einer Schalterdose installiert und mit dem 230V-Netz und dem Rohrmotor verdrahtet.
Sie benötigen vier Kabel:
- Neutralleiter (N)
- Außenleiter (L)
- Kabel für „Auf“ vom Rohrmotor
- Kabel für „Ab“ vom Rohrmotor
Diese Aktoren ermöglichen die Steuerung des Rollladens per App, über Zeitpläne, in Abhängigkeit von Sensordaten (z.B. Helligkeit oder Temperatur) oder in Verbindung mit anderen Smart Home Geräten.
Sie übersetzen die Befehle des Homematic IP Systems (gesendet über Funk an den Aktor) in die entsprechenden Steuersignale für den Motor (Auf/Ab). Die Kalibrierung und Endlageneinstellung, falls der Motor elektronische Endschalter hat, kann oft komfortabel über die Homematic IP App erfolgen.
Die direkte Steuerung von Funk-Rohrmotoren (z.B. TDEF-Varianten oder Modelle anderer Hersteller), die auf anderen Funkprotokollen arbeiten, sind mit Homematic IP nicht kompatibel.
Was mit einer intelligenten Rollladensteuerung möglich ist, zeigen wir Ihnen in unserem Beitrag.